Der Heilige Abend

Aus dem Tagebuch

Liebes Menschenkind!

Beinahe hätte ich den Heiligen Abend verpasst! Das Weihnachtsfest im Menschenhaus ist aber so wunderschön, dass ich natürlich auch dabei sein wollte. Weil es seit Tagen geschneit hat und einfach nicht aufhören wollte, war ich nicht sicher, ob ich es heuer rechtzeitig ins Menschenhaus schaffen würde. Ich musste vor Sturm und Schnee geschützt in das Menschenhaus gebracht werden und das funktioniert bei dem Wetter nur mithilfe der Menschen. Sie kommen immer wieder mal in die Vorratskammer, um etwas zu holen. Das sind zum Beispiel Eier, Kartoffeln, Konserven oder was sie gerade benötigen. Mein Lieblingstransportmittel ist das Eierkartontaxi. Man sucht sich rasch einen Sitzplatz, während einer der Menschen Eier aus der Kammer holt. So kommt man rasch und trocken in die warme Stube. Am 23. Dezember war es soweit. Ich wurde in die Küche gebracht und schon verzauberte mich wieder dieser weihnachtliche Duft. Die Kinder spielten ein Kartenspiel und hatten so viel Spaß dabei, dass ich mich dazusetzen musste. Tom, mein Menschenfreund, erkannte mich sofort und er strahlte mich an. „Oh, FLIEGI! Du bist auch da? Wie schön ist das denn? Ich habe dich schon vermisst! Hier hast du einen Kekskrümel. Der ist unglaublich lecker!“ Ich war die glücklichste Fliege der Welt.

Irgendwann beendete die Mutter das Spiel und die Kinder mussten sich fertig machen für das Bett. Ich flog ein paar Runden in der Küche und entdeckte dabei bunte Keksdosen in einer Ecke. Die Dose mit den Zimtsternen stand offen und ich musste einfach reinkriechen. Hurra! Ich hatte das Paradies gefunden! Mmmhhh, war das lecker. Ich machte es mir gemütlich, schloss die Augen und konnte mein Glück nicht fassen.

Auf einmal schüttelte jemand die Dose und es schleuderte mich herum. Dann wurde es stockdunkel. Der Deckel war drauf und ich war im süßesten Gefängnis der Welt eingesperrt. Noch dazu war mein rechtes Bein unter einem Zimtstern eingeklemmt.
Es kostete mich viel Kraft und etwas Geschick, mein Bein unter dem Zimtstern hervorzuziehen und irgendwann schlief ich völlig erschöpft ein.

Am nächsten Tag, also am 24. Dezember, wurde ich durch ein Gebrüll geweckt. Ich konnte die Menschen nicht genau verstehen, aber sie wirkten aufgeregt. Zu gern wäre ich aus der Keksdose gekrochen, um das Geschehen zu beobachten, aber leider hatte keiner Lust auf Zimtsterne. Ich musste geduldig sein, denn irgendwann würde jemand die Dose öffnen. Ein Heiliger Abend ohne Kekse ist wie ein Heiliger Abend ohne Geschenke, dachte ich mir.

Plötzlich rief Tom laut: „Oma, meinst du diese Dose?“, und ich wurde wieder hin und her geschüttelt. Dann öffnete sich mein Gefängnis und ich konnte endlich raus. Es war soweit! Die letzten Vorbereitungen für das große Fest wurden getroffen und dann konnte es losgehen.

Bist du zu Weihnachten auch immer aufgeregt?
Kommt zu dir das Christkind, der Weihnachtsmann oder gar Knecht Ruprecht?